Exchange Server SE im SPLA: Brücke , letzte teure Chance oder Wettbewerbsfalle?

Exchange Server SE im SPLA: Brücke , letzte teure Chance oder Wettbewerbsfalle?

TL;DR

  • Microsoft bestätigt am 26.09.2025: Ab 1. Januar 2026 steigen die SPLA-Preise für Exchange Server, SharePoint Server und Skype for Business Server um +10 %. Windows Server und SQL Server bleiben unberührt (Wie schon bekannt belässt Microsoft das Währungsrisiko beim Partner - Preisstabilität? Kaufmännisches Risiko.)
  • Das Lizenz-Vakuum für SPLA-Hoster ist beendet – Exchange SE ist offiziell abgedeckt.
  • Doch: Das Ganze ist nichts anderes als eine Galgenfrist. Microsoft setzt voll auf Office 365 und macht Hoster, die Exchange SE noch anbieten, mittelfristig zu Zulieferern ihres eigenen Wettbewerbers.
  • Souveräne Alternativen wie z.B. IONOS, mailbox.org oder Infomaniak müssen in die Diskussion.

1. Von „Lizenz-Unsicherheit“ zur „Preis-Peitsche“

Nach Monaten des Schweigens hat Microsoft am 26.09. die SPLA-Klarheit geliefert. Ein paar Tage war die SPUR offline, was einige Fans in große erwartungsvolle Aufregung versetzt hat.

  • Exchange SE darf im SPLA betrieben werden.
  • +10 % Preisaufschlag ab Januar 2026 – zusammen mit SharePoint, Skype for Business und Dynamics GP/NAV/SL.

In dem Partner Call seitens Microsoft wurde dies bestätigt, für die meisten Hoster sind die Installationsmedien bereits verfügbar, die Anpassung in der Online-SPUR lässt aufgrund von technischen Problemen im Backend noch ein paar Tage auf sich warten.

Die Botschaft klingt nach Stabilität. Aber in Wahrheit ist es eine Brücke, die Microsoft baut, um Hoster und deren Kunden wieder einmal kontrolliert in Richtung Cloud zu schieben.


2. Strategisches Muster: Galgenfrist für On-Prem

  • Exchange SE ist keine Revolution, sondern ein Abo-Label für ein 6 Jahre altes altes staubiges Produkt mit neuem glänzendem Preisschild.
  • Lizenzierung bleibt kompliziert, aber jetzt immerhin rechtlich abgesichert.
  • Gleichzeitig wird die Kosten-Schraube angezogen, und die Kommunikation von Microsoft ist glasklar: „Office 365 ist ohne Zweifel die beste Wahl.“

Hoster, die glauben, Exchange SE könne eine dauerhafte Geschäftsgrundlage bleiben, irren. Wer Kunden auf SE hält, führt sie direkt in die wohlige Abhängigkeit: Spätestens bei steigenden Preisen, fehlenden Features oder subtilen „Cloud-only“-Innovationen landen sie mittelfristig doch bei Microsoft 365 – im Rechenzentrum des eigenen grössten und aggressivsten Wettbewerbers. Eine Zeitlang darf man dann noch die Brotkrumen als indirekter Reseller einsammeln, sich an stetig schrumpfenden Hersteller-Incentives erfreuen und sich mit Wettbewerbern wie einer Telekom oder einer Vodafone messen, die mit massiver negativer Marge an den Markt treten.


3. Politischer Kontext: EU & CISPE

  • EU-Kommission: hat Microsoft beim Teams-Bundling im September 2025 zu Zugeständnissen gezwungen so bei Entkopplung, Interoperabilität, Portabilität. Ein Etappensieg. Mit einer 7-Jahres-Frist für den Hersteller ... sowas nennt sich Phyrrus-Sieg.
  • CISPE-Deal: hat 2024/2025 einige Verbesserungen für europäische Cloud-Anbieter herausgeholt – aber noch keine echte Entzerrung der Lizenz-Asymmetrien.

Fazit: Regulierung zwingt Microsoft nur punktuell in die Schranken. Die großen Hebel behält Redmond selbst in der Hand.


4. Digitale Souveränität heißt: Alternativen aufbauen

Die zentrale Frage lautet: Wollen wir wirklich unsere Kunden „pflegen“, nur damit sie am Ende bei Microsoft selbst landen?

  • IONOS, mailbox.org, Infomaniak, Open-Xchange oder Proton bieten echte Alternativen, die auf europäischer Infrastruktur laufen.
  • Diese Lösungen sind nicht immer 1:1-Feature-Deckungsgleich – aber sie sind frei von Cloud-Zwang, steuerbar und fair kalkulierbar.

Ein Hostermodell, das am Ende darin mündet, den Kunden in die Arme des Herstellers zu treiben, ist kein Geschäftsmodell – es ist eine Exit-Strategie für Microsoft, nicht für den Partner.


5. IMHO: Zeit für klare Kante

Exchange SE im SPLA ist nicht „Good News“, sondern wie schon vermutet alter Wein in neuen Schläuchen – diesmal mit Preiserhöhung.
Wer als Partner jetzt noch ernsthaft Exchange SE als „sicheren Hafen“ verkauft, verpasst die Chance, souveräne Alternativen aufzubauen und seinen Kunden echte Wahlfreiheit zu bieten.

  • Wir müssen offenlegen, dass dies nur eine Brücke ist – und die Zuckerlimonade gleich mitgeliefert wird.
  • Wir müssen Alternativen aktiv entwickeln, kommunizieren und anbieten.
  • Wir müssen uns daran erinnern was es heisst den Kunden zu beraten und nicht nur den Flyer des größten Lieferanten am Markts auf den Tisch legen. Zeigt eure Kompetenz!
  • Letztendlich müssen wir uns klar machen: Digitale Souveränität endet dort, wo der Hersteller zugleich Wettbewerber ist. Wieviele gehostete Mailboxen gab es noch vor 5 Jahren bei Partnern? Vor 10 Jahren? Und bei den Mailboxen werden sie nicht aufhören.
  • Das MSP-Modell ist die Zukunft, keine Frage. Wir müssen nur aufpassen, dass wir nicht die Services Anderer in anderen Rechenzentren "managen"

Für die Interessierten: Sobald Microsoft die offizielle Dokumentation den Fakten hinterhergezogen hat verlinke ich dies hier natürlich.

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