Microsofts Preisstrategie: Konsistenz als Tarnkappe für Preiserhöhungen
Microsoft verkauft seine „Preiskonsistenz“ als Transparenz, tatsächlich steigen die Kosten: Volumenrabatte fallen weg, KI-Kosten werden auf alle verteilt und künftige Preiserhöhungen vereinfacht. Unternehmen brauchen jetzt starke, herstellerneutrale Partner und echte Alternativen.

Microsoft führt ab dem 1. November 2025 eine einheitliche Preisgestaltung für Online‑Services unter EA, MPSA (inkl. OSPA in China) ein – Level A‑Pricing wird zum Standard, unabhängig vom bisherigen Rabattlevel (microsoft.com). Die Begründung: mehr Transparenz und Preis‑Harmonisierung, vor allem bei multinationalen Verträgen. Doch in der Praxis bedeutet das häufig deutlich höhere Kosten für Kunden, die zuvor vom tieferen Level B–D profitiert haben.
Diese Änderung ist Teil einer breiteren Strategie: konsistente Preise, Standardisierung und einfachere Automation – und sie fällt zusammen mit anderen Preismaßnahmen: monatliche Zahlungsaufschläge (+5 % für jährliche Zahlungen) ab April 2025.
1. Lets Dekonstruktion der „Preiskonsistenz“
1.1 Einheitliche Preisstruktur
- Alter Mechanismus: Preislevel A–D mit abgestuften Rabatten.
- Neu ab November 2025: Einheitlicher Preis – Level A/Listpreis – für sämtliche Online‑Services bei EA/MPSA/OSPA.
- Kunden im Rabattniveau B–D müssen künftig den höheren A‑Preis zahlen – das kann deutlich teurer sein.
1.2 Weiterführende Details
Die Microsoft-Stoßrichtung ist offensichtlich:
- Große EA-Kunden (Level C/D) verlieren ihre automatischen Volumenrabatte ab dem nächsten Renewal.
- Neue Online Services, die nach dem 1. November 2025 gebucht werden und nicht im aktuellen Vertrag fixiert wurden (CPS), werden sofort auf das Web-Direct-Preisniveau angehoben.
- Kleine EA-Kunden profitieren dagegen auch nicht, da sie bisher auf Level A gesetzt wurden und zumindest nicht sofort von Preiserhöhungen getroffen werden.
- On-Premises, Education und US-Government-Listen sind heute noch nicht betroffen.
Was bedeutet dies nun für Kunden und Partner? Es bietet sich die Chance für einen Move von EA-Kunden in CSP-Modelle zu bewegen, um damit die aktuelle Preissteigerung zu vermeiden. Denn:
- In CSP/NCE lassen sich heutige Preise gibt es 36-Montats-Lizenzen - damit sichert man sich den Preis für die nächsten 3 Jahre und hat eine rudimentäre Planungssicherheit.
- Wer vor dem 1. November 2025 wechselt, kann die künftigen Aufschläge umgehen und langfristige Kostenvorteile sichern - siehe oben.
- Langfristig dürfte Microsoft die Preisdifferenz zwischen EA und CSP jedoch schließen – sowohl der Zeitraum als auch der "Vorteil" ist also endlich.
Damit entsteht ein Zeitfenster, in dem Partner echte Mehrwerte liefern können – indem sie ihre Kunden frühzeitig beraten und strategisch in CSP oder sogar Open-Source-basierte Alternativen überführen.
2. Strategischer Hintergrund – und warum Microsoft „keine Wahl“ hat
Microsofts massive Investitionen in KI-Infrastruktur (z. B. Rechenzentren, GPUs) drücken auf Margen. Eine einheitliche Preisstruktur ermöglicht Skaleneffekte und erleichtert die Verteilung der Kosten auf die gesamte Kundenbasis – strategisch notwendig, um im globalen KI-Wettlauf dauerhaft führend zu bleiben, speziell unter dem drohenden Risiko einer Trennung der Kooperation mit OpenAI. Für Microsoft eine logische Rechnung, für viele Kunden jedoch eine teure Einschränkung der Wahlfreiheit, speziell von die Microsoft AI Services nicht im Fokus des Kunden stehen.
3. Auswirkungen und die zentrale Rolle starker Partner
3.1 Großkunden
- Verhandlungsinstrumente schwinden, Supportkosten steigen deutlich – etwa um +44 %, ohne gesteigerte Leistungen.
- Der Spielraum verschiebt sich von Preisleveln hin zu Sonderkonditionen, Commitment-Deals oder CSP-Migration.
3.2 Mittelstand & kleinere Kunden
- Mindestmengen im EA werden angehoben, viele kleinere Kunden müssen in CSP/NCE-Modelle wechseln – mit Flexibilitätszuschlägen (20 % monatlich oder 5 %/10% bei jährlicher Bindung).
- Hier bieten lokale Anbieter mit Open‑Source‑Stacks eine echte Alternative. Beispiele:
- Proton (Schweiz) – sichere E‑Mail und Collaboration, stark auf Datenschutz ausgerichtet.
- Infomaniak (Schweiz) – Cloud‑Dienste mit Fokus auf Open Source und Nachhaltigkeit.
- mailbox.org (Deutschland) – Open‑Source‑basierte Mail‑ und Collaboration‑Plattform.
- IONOS (Deutschland) – bietet Cloud‑ und Hosting‑Dienste mit wachsendem Open‑Source‑Portfolio.
- OpenCloud – Cloud-Infrastrukturen mit starker Open‑Source‑Basis.
- OpenTalk – Open‑Source‑Videokonferenzlösung als Alternative zu Teams oder Zoom.
Diese Anbieter setzen konsequent auf Transparenz, faire Preismodelle und Datensouveränität – und schaffen damit einen echten Gegenpol zur Abhängigkeit von Hyperscalern. Schwierig allerdings wenn man sich in eine Abhängigkeit von Teams gebracht hat - meiner Meinung nach das große Killer-Produkt von Microsoft.
3.3 Partner: Spreu und Weizen
- Reine Microsoft-Partner bieten kaum Mehrwert.
- Herstellerneutrale Partner, die ethische IT-Aspekte berücksichtigen, Open-Source-Alternativen einbeziehen und aktiv Kosten- und Vertragsoptimierung betreiben, schaffen echten Kundennutzen und stärken digitale Souveränität.
Gerade hier kommen Partner ins Spiel, die nicht nur Microsoft-Know-how haben, sondern auch Open-Source-Alternativen in ihre Beratung integrieren können. Sie verschaffen ihren Kunden echte Wahlfreiheit – und unterstützen digitale Souveränität, statt Abhängigkeiten zu vertiefen.
4. Fakten-Tabelle zur Preisentwicklung
Produkt/Dienstleistung | Alter Preis | Neuer Preis | Steigerung | Wirksam ab |
---|---|---|---|---|
Power BI Pro | 9,99 USD | 14 USD | +40 % | 1. April 2025 |
Power BI Premium (Per User) | 20 USD | 24 USD | +20 % | 1. April 2025 |
Teams Phone Standard | 8 USD | 10 USD | +25 % | 1. April 2025 |
Teams Phone Frontline | 4 USD | 5 USD | +25 % | 1. April 2025 |
Teams Calling Plans | – | +2 USD p. M. | – | 1. April 2025 |
On‑Prem‑Server (Exchange u. ä.) | – | +10 % | +10 % | 1. Juli 2025 |
Core CAL Suite | – | +15 % | +15 % | 1. August 2025 |
Enterprise CAL Suite | – | +20 % | +20 % | 1. August 2025 |
Monatsabrechnung vs. Vorauszahlung | – | +5 % | +5 % | 1. April 2025 |
Einheitspreis A-Level EA/MPSA | variierend | Level A | meist teurer | ab 1. November 2025 |
5. Fazit: Konsistenz als Geschäftsmodell – und die Zukunft mit starken, neutralen Partnern
Microsofts Preiskonsistenz ist Teil einer strategischen Neuausrichtung – aus seiner Perspektive führend, aus Kundenperspektive mit Kostenrisiko verbunden.
Der entscheidende Hebel: sich einen Partner suchen, der nicht nur Microsoft kennt, sondern auch alternative Lösungen – inklusive Open Source – aktiv und ethisch verantwortungsvoll integriert. Anbieter wie Proton, Infomaniak, mailbox.org, IONOS, OpenCloud oder OpenTalk zeigen, dass funktionale Alternativen existieren, die digitale Souveränität sichern und Abhängigkeiten reduzieren können.
Zudem gilt: Wer rechtzeitig handelt, kann die kommenden Preiserhöhungen durch CSP-Modelle mit 36 Monaten Preisbindung abfedern – oder gleich auf unabhängige, lokale Open-Source-Anbieter setzen.
So lässt sich Transparenz, Kostensicherheit und Wahlfreiheit wiederherstellen. In dieser Phase zeigt sich, wer wirklich beraten kann – und wer nur verlängert.