VMware unter Broadcom

VMware unter Broadcom

Ein Systembruch im Partner-Ökosystem – und was jetzt zu tun ist

Was bisher geschah …

Im Mai 2022 kündigte Broadcom an, VMware für rund 61 Milliarden US-Dollar übernehmen zu wollen – eine der größten Akquisitionen in der Tech-Geschichte. Der Deal wurde im November 2023 abgeschlossen, und seither steht kein Stein mehr auf dem anderen.

Wichtig vorab:
VMware ist – technologisch betrachtet – ein absolutes Schwergewicht. Kaum ein anderer Software-Stack hat Rechenzentren weltweit so geprägt, abstrahiert und stabilisiert wie VMware vSphere, vCenter, NSX oder vSAN. Viele Dienste, die wir heute als selbstverständlich betrachten, basieren im Hintergrund auf dieser bewährten Architektur.

Und ebenso wichtig: Das VMware-Partnernetzwerk war über Jahrzehnte ein Ökosystem aus tiefem Fachwissen, innovativen Lösungsansätzen und echter Kundennähe. Gerade im Mittelstand, gerade in Europa.

Der folgende Artikel richtet sich deshalb nicht gegen VMware als Produkt oder gegen seine Partner – im Gegenteil: Es ist ein Weckruf angesichts der radikalen Monetarisierungsstrategie eines neuen Eigentümers, der Gewinn vor Vertrauen stellt. Und das trifft uns alle.


1. Der harte Umbau: Abkehr vom offenen Partner-Ökosystem

Der neue Kurs von Broadcom – in aller Deutlichkeit:

  • Subscription only: Perpetual Lizenzen (Kaufmodelle) sind Geschichte. Alles wird auf jährliche Subskriptionen umgestellt. Dabei steigen die Preise, in einigen Fällen um bis zu 400 % im Vergleich zu früheren Lizenzmodellen.
    (Quellen: BornCity, Channelpartner.de, CRN)
  • Konsolidierung des Partnerprogramms:
    Nur noch eine ausgewählte Gruppe an „Broadcom Advantage Partners“ darf ab dem 1. November 2025 VMware-Services anbieten – alle anderen werden de facto rausgeworfen. Betroffen sind unter anderem:
  • Kleine und mittlere MSPs, die bisher über das VCSP-Programm VMware bereitstellten.
  • Anbieter im White-Label-Modell, die über größere Reseller Zugriff auf VMware hatten.
  • White-Label-Programme enden vollständig am 31. Oktober 2025. Für viele Partner mit Hunderten von Endkundenverträgen bricht damit die Grundlage ihres Geschäftsmodells weg.

Dabei geht es nicht um fehlende Kompetenz oder schlechte Technik – es geht ausschließlich um strategische Bereinigung, um die Gewinnmargen zu maximieren. Und genau darin liegt das Problem.


2. Der Preis dieser Strategie: Menschen, Vertrauen, Vielfalt

Der Preis dieser rücksichtslosen Neuausrichtung ist hoch. Und er wird – wie so oft – nicht von den Aktionären, sondern von den Menschen im System getragen.

Fakten zum Personalabbau bei VMware unter Broadcom:

RegionGeschätzte EntlassungenAnteil an Belegschaft
Weltweitca. 10.000 – 11.000 PersonenRund 50 % der ursprünglichen VMware-Belegschaft
EuropaSchätzungsweise 4.000 – 5.000 Stellenteils ganze Standorte geschlossen
DeutschlandMehrere hundert Stellen, u. a. in München, Böblingen und Berlin betroffenZahlreiche technische Rollen gestrichen

(Quellen: Business Insider, Golem, CRN, IT-Markt, LinkedIn-Postings ehemaliger Mitarbeiter)

Gerade im Partnerumfeld waren es hochqualifizierte Architekten, Consultants und Technical Account Manager, die VMware groß gemacht haben. Ihr Weggang ist kein Nebeneffekt – sondern ein Verlust an Substanz.


3. Eine Technologie auf Weltklasseniveau – ein Geschäftsgebaren aus der Wall Street

Es muss deutlich gesagt werden:
VMware ist eines der leistungsfähigsten, stabilsten und am besten dokumentierten Infrastruktursysteme weltweit. Wer VMware einsetzt, setzt auf Qualität.

Und: Viele spezialisierte Partner haben diese Technologie nicht nur verkauft – sie haben sie gelebt.
Ob im Gesundheitswesen, in der Industrie oder in Behörden: Die Leistungsfähigkeit dieser Lösungen war stets das Ergebnis von Technik und Vertrauen.

Doch Broadcom fährt nun einen Kurs, der sich nicht mehr an Kundenbeziehungen oder technischen Exzellenzen orientiert, sondern ausschließlich an finanzieller Effizienz:

  • massive Preissteigerungen
  • Verkleinerung des Partner-Ökosystems
  • Wegfall individueller Betreuung
  • Rückbau interner Kompetenzzentren

Die Technologie ist Weltklasse.
Die Strategie dahinter – leider das Gegenteil.


4. Warum die Börse dennoch jubelt – und das System krankt

Die Broadcom-Aktie steht aktuell (Juli 2025) bei über 1.750 USD – ein Kursplus von über 150 % seit Bekanntgabe der VMware-Übernahme.

Das Erfolgsrezept:
Marge schlägt Marktbreite. Börse schlägt Partnerschaft.

Es ist ein Geschäftsmodell, das funktioniert – kurzfristig. Langfristig aber verliert ein ganzes Ökosystem an Vertrauen, Planbarkeit und Innovationskraft.

Gerade der europäische Markt – mit seiner Vielfalt, mit kleinen und mittleren Dienstleistern – braucht Verlässlichkeit statt Ausschlusslogik.


5. Was bedeutet das für MSPs, Systemhäuser & ihre Kunden?

Konkret: Was tun, wenn ich betroffen bin?

RolleHerausforderungHandlungsempfehlung
MSP mit VMware-AngebotLizenzverlust ab Nov. 2025Frühzeitige Migration planen, Alternativen evaluieren
White-Label-ProviderPlattform endetÜbergang zu eigenem Stack oder Wechsel des Modells
Kunde mit VMware-InfrastrukturHöhere Kosten, weniger SupportEvaluierung: Halten? Wechseln? Konsolidieren?
Partner mit Fokus auf VCF9 (VMware Cloud Foundation)Neue Chancen, aber hohe EinstiegshürdenPositionierung als strategischer VMware-Partner möglich

6. Welche Alternativen gibt es?

Die gute Nachricht: Es gibt Alternativen. Gute sogar.
Nicht jeder Workload muss in vSphere liegen. Nicht jede Virtualisierung braucht vSAN. Und nicht jede Cloud muss vom gleichen Anbieter sein.

Hier ein paar starke Alternativen – viele davon Open Source, europäisch geprägt und partnerorientiert:

AnbieterFokusBemerkung
NutanixHyperkonvergente Infrastruktur, einfache SkalierungAusgereift, große Partnerbasis, gute APIs
SUSE (Rancher, Harvester)Kubernetes, Edge, Virtualisierung100 % Open Source, europäische Wurzeln
Canonical (MAAS, LXD, Charmed K8s)Automatisierung, Bare Metal, ContainerLeichtgewichtig, flexibel, stark wachsend
ProxmoxVirtualisierung, Container, einfache GUIIdeal für mittelständische MSPs, sehr aktiv gepflegt
XCP-ngOpen Source Xen-Variante, hoch performantProfessionell einsetzbar, Citrix-kompatibel
Red Hat / OpenShift VirtualizationGroßprojekte, Enterprise-FokusHohe Integration mit Ansible & Co.
OpenNebulaPrivate Cloud, hybride SzenarienEuropean Open Cloud, mit Terraform-Integration

7. Unsere Haltung – und unser Angebot

Wir stehen an der Seite:

  • von langjährigen VMware-Partnern, die aktuell im Unklaren sind,
  • von Kunden, die Vertrauen statt Verdrängung suchen,
  • und von Teams, die ihre Kompetenz erhalten und ausbauen wollen.

Wir wollen nicht schlechtreden, was über Jahrzehnte bewiesen hat, wie gut es funktioniert.
Wir wollen den Finger genau dort hinlegen, wo Verantwortung endet und kurzfristiger Profit beginnt.

Unser Angebot:

  • Technische Analyse bestehender VMware-Infrastrukturen
  • Gegenüberstellung von Lizenzkosten vs. Alternativen
  • Proof-of-Concepts für Proxmox, Nutanix, SUSE & Co.
  • Schulung & Enablement für neue Plattformen
  • Partnernetzwerk für gemeinsame Migrationsprojekte

Fazit:

VMware ist stark. Die Partner sind stark. Das Ökosystem war stark.

Aber Broadcom riskiert diese Stärke – für einen besseren Quartalsbericht.
Wir dürfen diese Entwicklung nicht stillschweigend hinnehmen.

Wer heute beginnt, Alternativen zu evaluieren, stärkt nicht nur seine technologische Resilienz – sondern a

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